Schulgarten

Im Schulgarten erfahren Schülerinnen und Schüler durch ihre Mitarbeit unmittelbar und rund ums Jahr, mit welchem Aufwand Lebensmittel angebaut, gepflegt, gererntet und schließlich verarbeitet werden:

Die selbst gezogene Karotte zuzubereiten und zu essen wirkt nachhaltiger als jede Lektüre oder jeder Vortrag.

Wozu ein Schulgarten?

Mehr als die Hälfte der Lebensmittel, die täglich in Deutschland weggeworfen werden, wären noch essbar. Erwachsene, aber vor allem Kinder und Jugendliche wissen immer weniger über die Produktion und Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Diesem Trend wollen wir entgegenwirken: Im Schulgarten erfahren Schülerinnen und Schüler durch ihre Mitarbeit unmittelbar und rund ums Jahr, mit welchem Aufwand Lebensmittel angebaut, gepflegt, gererntet und schließlich verarbeitet werden: Die selbst gezogene Karotte zuzubereiten und zu essen wirkt nachhaltiger als jede Lektüre oder jeder Vortrag.

Auch zum Thema Lagerung kann man einiges mit den Schülerinnen und Schülern machen. Die Ziele der Schulgartenarbeit sind so vielfältig, dass sich eigentlich keiner mehr die Frage stellen sollte: Wozu eigentlich ein Schulgarten?

Einen Schulgarten zu bauen muss zwar durchdacht sein, ist aber nicht so komplex, wie das auf den ersten Blick scheint. Schon mit wenig Aufwand lässt sich an jeder Schule ein grünes Klassenzimmer einrichten.

Wir geben euch weitere Tipps für das Planen und Anlegen und hoffe, dass damit die tristen Schulhöfe etwas grüner werden!

Ziele der Schulgartenarbeit

Im Schulgarten entwickeln Schülerinnen und Schüler mit allen Sinnen soziale, kognitive, motorische und psychomotorische Kompetenzen. Schon bei der Planung, beim Bau und schließlich in der Bewirtschaftung, der Pflege und dem Erhalt des Gartens können die Schülerinnen und Schüler sich einbringen und „ihren“ Garten mit gestalten.

Im Schulgartenalltag erleben sie „hautnah“ die Nahrungskette über naturnahen Anbau, Pflege, Ernte, Verwertung und Verzehr des Obstes, des Gemüses und der Kräuter aus „ihrem“ Garten. Sie erleben auch den jahreszeitlichen Rhythmus der Pflanzen- und Tierwelt im Garten. Wenn sie die Produkte ihres Gartens selbst verarbeiten und essen, erwerben sie neben gartenpraktischen außerdem küchenpraktische Fähigkeiten (z.B. einen Apfel zu schneiden). Beinahe nebenbei lernen sie, Verantwortung für den Schutz und Erhalt ihrer Umwelt zu übernehmen, gesund zu leben und Lebensmittel wieder wert zu schätzen.

Schul- und umweltpädagogische Ziele gehen im Schulgarten Hand in Hand und tragen wesentlich zu einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung bei.

Planen und Anlegen

Planen

Ihr Konzept bestimmt Planung und Bau – hier finden Sie Ideen.
Sie möchten einen Schulgarten anlegen oder einen bestehenden Garten umbauen/erweitern.

Wir möchten das Rad nicht neu erfinden: Es gibt im Buchhandel und Internet bereits hervorragende Anleitungen zu Planung, Bau, Nutzung und Pflege eines Schulgartens.

Auch viele Beispiele funktionierender Schulgärten finden sich im Netz. Vor allem Sachsen und Baden Württemberg sind da Vorreiter.

Zwei ausführliche Handbücher möchten wir Ihnen ans Herz legen, wir beziehen uns immer wieder auf sie. Beide stehen im Netz als Downloads zur Verfügung:

Ein Garten macht Schule – Buddeln für den Burger (Biologische Station Lippe e.V.)

Gärtnern macht Schule – Ein Leitfaden für Schulen (herausgegeben vom Land Baden-Württemberg)

Weitere Empfehlungen finden Sie ganz unten in der Linkliste.

Das sollte bei der Planung berücksichtigt werden:

Alle Beteiligten früh einbinden

Holen Sie sich Hilfe und Informationen. Sprechen Sie schon zu Beginn der Planung mit der Schulleitung, Kollegen, Eltern, dem Förderverein, mit regionalen Institutionen, Firmen, Gärtnereien, Kleingartenvereinen usw. Bitten Sie um Unterstützung/Beratung sowohl bei der Planung als auch der Durchführung – das können Pflanzenspenden sein, finanzielle Mittel, Gartengeräte, Brainstorming und vieles mehr.

Nehmen Sie Kontakt auf mit der Verwaltung, d.h. mit Garten-, Grünflächen- oder Bauämtern. Auch der Bauhof kann helfen. Vielleicht müssen Sie einen Antrag stellen. Dazu brauchen Sie einen groben Plan.

Je mehr Sie Schülerinnen und Schüler, Kollegen und Eltern schon während der Planung und beim Bau des Gartens z.B. über eine Garten AG einbinden, je mehr identifizieren sich später alle Beteiligten mit „ihrem“ Garten.

Das wirkt nachhaltig auch auf Nutzung und Betreuung während der unterrichtsfreien Zeiten, v.a. während der Sommerferien. Halten Sie alle Beteiligten auf dem Laufenden. Für die verschiedenen Gruppen bieten sich z.B. eine Wandzeitung, ein Schukasten, E-Mailverteiler, Schulwebseite, Elternabende, Schülerzeitung, Rundbriefe etc. an.

Nutzgarten oder Mischform

Für die Grundschule bietet sich ein Gartentyp an, in dem die Schülerinnen und Schüler aktiv z.B. in Einzel- oder Gruppenbeeten gärtnern können. Das kann größen- und kapazitätsabhängig ein reiner Nutzgarten mit mehreren und unterschiedlichen Beeten (Gemüsebeete, Hochbeete, Kräuterbeete) sein. Auch eine Mischform mit Biotop- und/oder Spielbereichen ist interessant.

Neben dem Arbeitsgarten sind diese Bereiche dem Pflanzen- und Tierschutz (Trockensteinmauer, Heidegarten, Schmetterlingsbeet), bzw. dem naturnahen Spiel der Kinder (z.B. Weidenlaube, Spielwiese, Klettergelegenheiten) vorbehalten. Beim Bau einer Trockensteinmauer können auch schon jüngere Kinder engagiert mithelfen, ohne ihre Kräfte zu überfordern.

Unterricht und Ferienpflege

Nutzung und Pflege bieten sich fächerübergreifend an, über eine Schulgarten-AG und/oder ergänzend über eine Elterninitiative. Aufwand und Pflege halten sich in Grenzen, wenn Sie schnellwüchsige Kulturen für das Frühjahr und den Herbst wählen. Dann helfen während der Sommerferien der Hausmeister, Eltern, SuS und oder Nachbarn oder andere sicher gerne mit.

Das Anfertigen eines Jahresplans kann helfen die Übersicht zu behalten und Hilfen frühzeitig einzufordern. Zudem können die SuS sich in die Planung einbringen und sich mit den Aufgaben im Schulgarten vertraut machen.

Beispiel für einen „Jahresplan Schulgarten“

Beispiel für einen „Jahresplan Schulgarten“

Klein aber fein

Ein übersichtlicher Garten zeigt schneller Erfolge als eine große und kaum zu bewältigende Anlage. Erweitern und umbauen lässt sich ein Garten immer.

  • Vielleicht lässt sich vom bestehenden Schulgelände ein Streifen abtrennen?
  • Oder es gibt in einer Ecke Platz für Kübel, Pflanzkästen, alte Reifen oder Wannen?
  • Welche Gartenelemente passen und wie können Sie sie nutzen und erhalten?
  • Elemente erst nach und nach anlegen (Bsp. im 1. Jahr Beete und Kompost, im 2. Jahr dazu eine Kräuterspirale)?
  • Reichen schon wenige Beete mit robust und schnell wachsendem Gemüse

Und so geht’s

  • Grundriss: Zeichnen (Maßstab 1:100);
  • Gartenelemente: Auf Karton zeichnen, ausschneiden und auf dem Grundriss anordnen;
  • Wege: Hauptwege ca 70 – 120cm breit; Nebenwege ca. 40-70cm breit; Wege in Beeten: 30-40cm.
  • Beete: Sonnig, ca. 120cm breit. Sehr lange Beete sollten durch Nebenwege oder mit Brettern o.ä. unterteilt werden;
  • Kompost: Windgeschützt, gut mit der Schubkarre zu erreichen, etwas abseits, Grundfläche mind. 80x80cm;
  • Wasserstelle: Möglichst auf dem Gartengrundstück.

Hochbeete lockern einen Garten auf und lassen sich mit einer Fruchtfolge optimal ausnutzen, aber auch ein ebenerdiges Beet liefert ertragreiche Ernte.

Es ist leicht anzulegen und der Garten lässt sich bei Bedarf einfacher umgestalten.

Bauen

Ganz bewusst fehlt im obigen Diagramm der Abschnitt „Bauen“. Die Möglichkeiten sind so vielfältig und abhängig von Ihren Vorstellung und den handwerklichen Fähigkeiten Ihrer Helfer.

Das brauchen Sie in jedem Fall:

  • Grundriss und Plan
  • Material (z.B. Erde, Steine, Bretter)
  • Zeitplan
  • Werkzeug
  • Helfer
  • Verpflegung

Dieses Werkzeug brauchen Sie spätestens für den Alltag im Garten:

  • Pflanzschaufeln
  • Astscheren
  • Gießkannen
  • Hacken
  • Grabegabeln
  • Spaten: Damenspaten sind für Kinder handlich

So geht’s los:

1. Grundstück abstecken;
2. Gartenelemente nach Plan bauen (Beete, Wege, Begrenzungen etc.);
3. Beete bepflanzen.

Anregungen und Tipps finden Sie in den schon genannten Handbüchern und auf unserer Linkliste. Auch das schon ältere Handbuch „Arbeitsbuch Naturgarten“ (Ravensburger) bietet wertvolle Hinweise.

Die Qual der Wahl – Was kommt ins Beet?

Es soll schnell wachsen, pflegeleicht und anspruchslos sein. Schmecken soll die Ernte auch.

Frühkulturen sind für die Ernte vor den Sommerferien gedacht. Spätkulturen sind im Herbst reif. Manche Spätkulturen sind im Sommer anspruchslos, andere brauchen mehr Pflege – beachten Sie diesen Aufwand bei der Auswahl.

Kompost ja oder nein?

Ihre Pflanzen brauchen Nährstoffe in Form von Dünger. Ein Komposthaufen verbindet Düngen und Müllverwertung. Was liegt näher, als ihn selbst herzustellen? Kompostierbare Abfälle fallen nicht nur im Garten (Strauchschnitt, Laub etc.) an, sondern auch im Schulbetrieb: Ungekochte Gemüse- und Obstabfälle, Kaffeesatz, Papier in kleinen Mengen. Geschichtet und nach 12 Monaten Ruhe ist aus Abfall neuer Nährstoff für den Garten entstanden.

…ist der Kompost durch nichts zu ersetzen: Kompost aktiviert das Bodenleben, verbessert die Bodenstruktur, versorgt den Boden mit Humus und Nährstoffen und erhöht die Widerstandskraft der Kulturpflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge. Regelmäßige Kompostgaben sorgen im Boden für eine hohe Dauerfruchtbarkeit.“

Arbeitsbuch Naturgarten S.53

Sie brauchen:

  • Grundfläche ca. 80 x 80cm durchlässig (keine Platten, sonst gibt’s Staunässe);
  • Einfach geht es mit sog. Holzsilos (Holzlatten gesteckt – selbstgebaut oder aus dem Baumarkt);
  • Zerkleinerte Gartenabfälle (auf ca. 10cm gekürzt): Zweige, Stengel, Holzreste, Laub, Rasen- und Heckenschnitt;
  • Küchenabfälle (ungekocht und kein Fleisch! – beides lockt Ratten an): Gemüse- und Obstreste, Kaffeesatz, Eierschalen.

Kompostmiete bei viel Platz und viel Gartenabfall

  • Grundfläche ca. 1,50m bis 2m breit; ca. 3m lang; ca. 1,50 bis 2m hoch;
  • Zutaten wie oben;
  • Kleiner ist ungünstig, weil sich nicht genug Wärme für die Zersetzung bildet.

Sie schichten von unten nach oben:

  1. Schicht: Grobes Material: Zweige und Stengel ca. 20cm;
  2. Schicht: Dünne Zwischenlage zB reifer Kompost, Gartenerde, Steinmehl oder etwas organischen Dünger;
  3. Schicht: gemischte Abfälle (Laub, Rasenschnitt, zerkleinerte Gartenabfälle);
    2 & 3 mehrfach wiederholen.
    Letzte Schicht („Decke“): Dünne Erdschicht, Jutesack oder Schicht aus Gras/Laub. Bei der Miete rundrum abdecken.

Wachsender Kompost bei wenig Abfall und sehr kleinem Garten:

  • geht nur im Silo;
  • Abfälle nach und nach aufbringen.

Düngen mit Kompost:

Grob verrottet (Bestandteile noch erkennbar) kann Kompost schon als Mulchschicht (2-5cm) aufgebracht werden. Weiter verrottet wird er nach der Ernte in die obere Schicht der Erde eingerbeitet (nur 1kg pro Quadratmeter).

Gibt das Budget es her oder möchten Sie den Garten aufwändiger gestalten: Eine bebilderte Anleitung zum Bau eines Hochbeetes aus Holzstämmen finden Sie hier. Eine Anleitung für den Bau einer Kräuterspirale finden Sie hier.

Hier finden Sie eine Auswahl an Materialien und Links für die Anlage eines Schulgartens (Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.):

Handbücher:

Link zum Handbuch Ein Garten macht Schule – Buddeln für den Burger

Webseite der Biologischen Station Lippe e.V.

Link zum Handbuch Gärtnern macht Schule – Ein Leitfaden für Schulgärten

Lehnert, H.-J.; Köhler, K.; Benkowitz, D.(2016): Schulgärten: Anlegen, pflegen, nutzen. Verag Eugen Ulmer.

Anleitungen:

Bebilderte Anleitung für den Bau eines Hochbeetes aus Holzstämmen

Bebilderte Anleitung für den Bau einer Kräuterspirale

Schulgärten – Beispiele:

https://schule-am-morungenweg.essen.de/pages/vielfaeltiges-schulleben/-schulgarten.php

http://web.gelbe-schule.de/der-schulgarten/

Wenn Sie möchten, dass wir auch Ihre Seite verlinken, kontaktieren Sie uns einfach über Kontakt.

Wer noch mehr zum Anpflanzen wissen möchte:

… der kann gerne in unseren Podcast reinhören. Wir sprechen mit der Leiterin des Umweltzentrums Hollen über das Anpflanzen von Obst und Gemüse und geben euch ein paar Tipps zum Ausprobieren!